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Mit offenen Karten spielen!

Standpunkt Bernward Schlossarek zur Informationspolitik rund um die Medizinstrategie 2030

"Null aufs Pferd!" Skatspieler kennen die Null-Ouvert Spielvariante, bei welcher der Alleinspieler direkt nach der Spielansage alle 10 Karten offen auf den Tisch legt. Es handelt sich hierbei um eine risikovolle Variante, die allerdings nur von Spielern gewählt wird, wenn das eigene Blatt sehr gut ist.

 

Mit dem voreiligen Veröffentlichen von Teilen der Medizinstrategie 2030 wenige Tage vor dem Weihnachtsfest konnte man den Eindruck gewinnen, dass die Geschäftsführung der KRH GmbH es diesmal - entgegen den bisherigen Erfahrungen - anders machen und die Karten wie beim Null-Ouvert aufdecken würde. Es stellte sich allerdings schon schnell heraus, dass sich alte Gewohnheiten nicht so einfach ablegen lassen. Vorschnell und bevor alle Aspekte ausreichend beleuchtet und beraten wurden, entschied sich die Geschäftsführung mit Billigung des Regionspräsidenten für eine Veröffentlichung und erreichte damit nur eins: Große Verunsicherung bei der Belegschaft und den Bürgerinnen und Bürgern. 

 

 

Im Ergebnis ist klar: Die bisherige Performance der Geschäftsführung der KRH GmbH und des Regionspräsidenten/Aufsichtsratsvorsitzenden kann nicht überzeugen. Sie gleicht eher einem Skatspiel, wo mit verdeckten Karten "Null" gespielt wird. 

 

Wir wundern uns über die immer dramatischeren Entwicklungen zur aktuellen wirtschaftlichen Situation im KRH und der mangelnden Mitnahme der Regionspolitik. Immerhin ist die Regionsversammlung das zuständige Entscheidungsgremium. Nachdem bereits kurz nach der Vorstellung der Medizinstrategie 2030 erste Informationen der Presse zu entnehmen waren und die Geschäftsführung ein großes Interview gegeben hat, dachte man zunächst, dass die Freizügigkeit in Bezug auf Informationen zum KRH genauso weitergeht. Allerdings konnte man relativ schnell feststellen, dass dies nicht so war. Trotz wiederholter Bitten und Aufforderungen die Wirtschaftlichkeit eines jeden Klinikstandortes mit Zahlen und Daten zu belegen, wartet man noch bis heute auf die Ergebnisse. 

 

Ohne genau zu wissen, welche Klinik was erwirtschaftet – oder eben nicht erwirtschaftet –, kann aus unserer Sicht nicht über Schließungen oder Schrumpfkuren einzelner Standorte beraten oder gar entschieden werden. Wir fragen uns, ob man wirklich keine Zahlen präsentieren kann oder ob man dies bewusst nicht will, da diese die Richtung der Medizinstrategie infrage stellen würden.

 

Unklar ist auch, wie es in Laatzen und Lehrte weitergehen soll. An beiden Krankenhausstandorten sollen nach dem Willen der Geschäftsführung "Intersektorale Gesundheitszentren (IGZ)" möglichst in privater Trägerschaft künftig betrieben werden. Lediglich in Laatzen soll für eine Übergangszeit noch ein geringes stationäres Angebot unter dem Arbeitstitel "Pilotkrankenhaus" vorgehalten werden. Für die Umwandlung einer Klinik in ein IGZ bzw. in einen Gesundheitscampus gibt es nur wenige Vorbilder. Zur Umsetzung gibt es weder ein Finanzierungsmodell noch nennenswerte Erfahrungen. Wenn die Krankenhäuser zentralisiert werden sollen, dann brauchen wir auch ein vernünftiges Nachsorgesystem. Auf dem Land kann man einen 80-Jährigen nach einer Operation nicht einfach auf die Straße setzen. Dort brauchen wir eine Netzwerkbildung, eine Art Versorgungshub. 

 

Unklar ist auch, wie die Notfallversorgung im Osten der Region sichergestellt werden soll. Über dies fehlt ein klarer Finanzrahmen über die notwendigen Investitionen. 

 

Wir wünschen uns daher, dass der Regionspräsident und Aufsichtsratsvorsitzende der KRH GmbH endlich anfängt, in den offenen Austausch mit den Regionsabgeordneten zu gehen und dafür Sorge trägt, dass alle Zahlen zu den Kliniken der KRH GmbH durch die Geschäftsführung auf den Tisch gelegt werden, anstatt weiter hinter verschlossenen Türen u.a. mit Bundes- und Landtagsabgeordneten das Gespräch zu suchen. Die Zeit des Spiels mit verdeckten Karten muss ein Ende haben, ansonsten droht dem Unternehmen "Schneider – schwarz!".