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Standpunkt: Bernward Schlossarek zum Auftritt des Regionspräsidenten vor dem Lehrter Stadtrat

Blamabler Auftritt!

Seine Worte hallten noch lange im Lehrter Kurt-Hirschfeld-Forum nach. Ein beinahe surrealer Moment war vorbei. Der Regionspräsident hatte es geschafft nach einer zweistündigen Diskussion mit den Lehrter Lokalpolitikern und den Bürgerinnen/Bürgern die Bühne zu verlassen, ohne etwas Erhellendes zum weiteren Schicksal des Klinikums Lehrte zu sagen. Stattdessen kamen Liebhaber des gepflegten politischen Wordings voll auf ihre Kosten. Kein Allgemeinplatz und keine Worthülse, die er nicht erwähnte. Die präsidiale Anreihung von inhaltsleeren Sprechblasen war ganz großes Kino. So sprach er vom Ausbau der Medizinstudienplätze in Niedersachsen, von der Privatisierung der hessischen Unikliniken Marburg und Gießen, von der verfehlten Gesundheitspolitik der alten Bundesregierung und vom Fachkräftemangel im Bildungsbereich. Es war schon ergreifend, wie er die weltpolitische Lage bemühte, um den Bürgerinnen/Bürgern klar zu machen, dass hinsichtlich ihres Krankenhauses noch nix entschieden ist. 

 

"Bevor wir Entscheidungen treffen, müssen Zahlen her“, sagte er. 

 

Es war genau dieser Satz des Regionspräsidenten, der die Anwesenden beinahe zu Tränen rührte. Da steht der Regionspräsident tatsächlich vor dem Lehrter Rat und muss einräumen, dass er nach monatelangen Debatten um die Krankenhausstandorte noch kein belastbares Konzept für Lehrte und keine Zahlen hat. Man kann es einfach nicht glauben, dass der Aufsichtsratsvorsitzende des KRH-Konzerns die Zahlen wirklich nicht kennt und so blank nach Lehrte gefahren ist. Sollte die Geschäftsführung des KRH-Konzerns ihm wirklich die betriebswirtschaftlichen Standortzahlen immer noch verweigern, so müsste er unverzüglich diese Manager entlassen. Man kann es sich einfach nicht vorstellen, dass die KRH Manager in dieser Krisensituation ihres Unternehmens nicht wissen, was in ihren Filialen los ist. Eine Trennung wäre dann unvermeidlich.

 

Zur Kunst der Politik gehört das Vermögen, klug durch Krisen zu navigieren und die Menschen für sich zu gewinnen. So blamabel der Auftritt des Regionspräsidenten in Lehrte war, es kann kein automatischer Grund dafür sein, dass das KRH Management weiter die erforderlichen Zahlen, Daten und Fakten verheimlicht. Hier besteht dringender Handlungsbedarf, will der Regionspräsident denn künftig blamabele Auftritte vermeiden.