Corona-Krise: Infektionsgeschehen in Schulen

Anfrage gem. § 9 der Geschäftsordnung zur schriftlichen Beantwortung

Corona-Krise: Infektionsgeschehen in Schulen

 

Sehr geehrter Herr Jagau,

bis heute ist kein Kultusministerium in Deutschland den Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts für den Unterricht, die ab einem 7-Tage-Inzidenzwert von 50 in den Klassenräumen eine generelle Maskenpflicht und die Abstandsregel vorsehen, gefolgt. Außerdem fordert das RKI die Verkleinerung der Lerngruppen, um den Mindestabstand von 1,5 Metern einzuhalten. Letzteres kann durch Wechselunterricht erfolgen. Diese ablehnende Haltung der Kultusbürokratie ist umso bemerkenswerter, als dass in der Wissenschaft tatsächlich immer klarer wird, dass Kinder (und damit Kitas und Schulen) sehr wohl maßgeblich zum Infektionsgeschehen beitragen. Einige wissenschaftliche Untersuchungen haben mittlerweile sogar nachgewiesen, dass Kinder in Bezug auf das Corona-Virus genauso ansteckend sind wie Erwachsene. Ebenso ist nicht zu bestreiten, dass es in Schulen ein Infektionsgeschehen mit dem Corona-Virus gibt, wenn die einschlägigen Schutzmaßnahmen wie die Abstandsregelungen nicht beachtet werden. Infektionen bei Kindern – darüber besteht unter Medizinern Konsens – verlaufen selten schwer, oft treten bei ihnen überhaupt keine Symptome auf. Deshalb werden ihre Infektionen zum Teil übersehen. Kinder werden deshalb auch seltener getestet, was ein Problem für die Beurteilung des Corona-Infektionsgeschehen bei Kindern darstellt. Damit steigt an den Schulen das Risiko für die Lehrkräfte und die Mitarbeiterinnen/Mitarbeiter mit Covid-19 infiziert zu werden.

 

Gleichwohl betont das Kultusministerium seit dem Beginn der Pandemie, dass an den Schulen kein nennenswertes Infektionsgeschehen zu beobachten wäre. In diesem Kontext erklärte Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) am 20. Januar 2021: „Wir Kultusministerinnen und Kultusminister sagen alle, dass Schulen keine Treiber des Infektionsgeschehens sind.“ Diese Aussage ist recht mutig, da sich die Hinweise mehren, dass in Deutschland eine dritte Corona-Welle bevorstehen könnte. Trotz des strengen zweiten Lockdowns ist die Zahl der täglichen Neuinfektionen zuletzt kaum noch oder gar nicht mehr gesunken. Experten führen dies auf die Ausbreitung deutlich ansteckenderer Virusvarianten zurück. Um Klarheit über das Infektionsgeschehen an den Schulen in der Region Hannover zu gewinnen, frage ich:

 

1. Schulen

a) Wie viele Schulen sind wegen Quarantänemaßnahmen zum gegenwärtigen Zeitpunkt SARS-CoV-2-bedingt vollständig geschlossen bzw. mussten Teilschließungen vornehmen? (Bitte den Zeitpunkt, Ort, Schule, betroffene Anzahl der Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter und Kinder angeben!)?

 

b) Wie viele Schulen wurden seit dem Beginn der Pandemie 2020 SARS-CoV-2-bedingt vollständig geschlossen bzw. mussten Teilschließungen hinnehmen? In welchen Schulen gab es Corona-Ausbrüche (Bitte den Ort, den Zeitpunkt der Schließung, die Schulen, betroffene Anzahl der Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter und Kinder angeben!)?

c) Wie viele Schulklassen/Kurse befinden sich gegenwärtig in häuslicher Quarantäne?

d) Wie viele Schulklassen/Kurse wurden seit Beginn der Pandemie 2020 in häusliche Quarantäne geschickt?

e) Wie viele Schulklassen/Kurse wurden seit Beginn der Pandemie 2020 mehrfach in häusliche Quarantäne geschickt? 

f) In wie vielen Schulen wurden seit Beginn der Pandemie Testungen durchgeführt? Wie viele Schülerinnen/Schüler und Lehrkräfte wurden insgesamt auf Covid 19 getestet? Welche Teststrategie wurde in den Schulen seit Beginn der Pandemie verfolgt? Sind perspektivisch Schnelltests für die Schulen vorgesehen?

 

2. Schülerinnen und Schüler

a) Wie viele Schülerinnen/Schüler sind in der Region Hannover aktuell mit Covid-19 infiziert bzw. positiv getestet worden?

b) Wie viele Schülerinnen/Schüler sind in der Region Hannover seit Beginn der Pandemie 2020 mit Covid-19 infiziert bzw. positiv getestet worden? 

c) Bei wie vielen Schülerinnen/Schülern liegt gegenwärtig die Verhängung der Quarantäne darin begründet, dass sie einer Klasse/einem Kurs angehören, in der es eine oder mehrere Positivtestungen bei Schülerinnen/Schülern oder Lehrkräften auf SARS-CoV-2 gegeben hat? Wie viele der gymnasialen Oberstufe (BBS, IGS, Gymnasium, Kolleg) und der Abschlussklassen der Sek. I angehörige Schülerinnen/Schüler befinden sich gegenwärtig in häuslicher Quarantäne?

d) Wie viele Schülerinnen/Schüler mussten sich seit Beginn der Pandemie 2020 in häusliche Quarantäne begeben? 

e) Wie viele Schülerinnen/Schüler mussten sich seit Beginn der Pandemie 2020 mehrfach in häusliche Quarantäne begeben? 

f) Wie viele Schülerinnen/Schüler mussten seit Beginn der Pandemie 2020 wegen Covid-19 hospitalisiert werden?

 

3. Lehrkräfte

a) Wie viele Lehrerinnen/Lehrer sind in der Region Hannover aktuell mit Covid-19 infiziert bzw. positiv getestet worden?

b) Wie viele Lehrerinnen/Lehrer sind in der Region Hannover seit Beginn der Pandemie im Jahr 2020 mit Covid-19 infiziert bzw. positiv getestet worden?

c) Wie viele Lehrerinnen/Lehrer befinden sich in der Region Hannover gegenwärtig in häuslicher Quarantäne?

d) Wie viele Lehrerinnen/Lehrer haben sich in der Region Hannover seit Beginn der Pandemie in häusliche Quarantäne begeben müssen?

e) Wie viele Lehrerinnen/Lehrer mussten seit Beginn der Pandemie 2020 wegen Covid-19 hospitalisiert werden? 

f) Wie viele Todesfälle von Lehrerinnen/Lehrer an bzw. mit Covid-19 waren seit Beginn der Pandemie 2020 in der Region Hannover zu beklagen? 

 

4. Ausblick

Welcher Erkenntnisstand liegt der Regionsverwaltung hinsichtlich der Bedeutung von Schulen für die Verbreitung von SARS-CoV-2 und der neuen Virusmutationen vor? 

 

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Beantwortung der Anfrage Infektionsgeschehen in Schulen
4210 - Infektionsgeschehen in Schulen.pd
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