Corona-Krise: Corona-Hotspot Pflegeheim

Sehr geehrter Herr Jagau,

 

auch in der zweiten Corona-Welle entwickeln sich immer mehr Senioren- und Pflegeheime zu Hotspots. Größere Ausbrüche gibt es in zahlreichen Senioren- und Pflegeheimen der Region Hannover. Bereits in der ersten Corona-Welle hatten sich diese zu Hotspots mit zahlreichen Infizierten und Toten entwickelt. Auch jetzt, während der zweiten Welle, steigen die Fallzahlen wieder. Folgt man den Lageberichten des Robert-Koch-Instituts, dann hat jeder zweite Corona-Tote in einem Pflegeheim gelebt. 

In der Region Hannover sind seit Beginn der Pandemie 538 Menschen (Stand: 25.01.2021) infolge einer nachgewiesenen oder mutmaßlichen Corona-Infektion verstorben. Der Altersmeridian lag bei 85 Jahren. In diesem Kontext stellt sich die Frage, wie die Senioren- und Pflegheime durch die zuständige Aufsichtsbehörde der Region Hannover hinsichtlich der Hygiene- und Infektionsschutzregeln seit dem Ausbruch der Pandemie kontrolliert wurden. 

Vor diesem Hintergrund frage ich:

1. Hygienekontrollen an den Senioren- und Pflegeheimen

a) Wie viele Bewohnerinnen und Bewohner sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Senioren- und Pflegeheimen sind in der Region Hannover aktuell mit COVID-19 infiziert bzw. positiv getestet worden? Welchen Anteil hat das aktuelle Infektionsgeschehen in den Heimen am Gesamt-Inzidenzwert der Region Hannover?

 

b) Wie viele der Hochbetagten sind in Pflegeheimen an Covid-19 verstorben?

 

c) Wie viele der an Corona in der Region Hannover Verstorbenen sind in einem Krankenhaus verstorben? Wie hoch ist der Altersdurchschnitt der an Covid-19 Verstorbenen in den Intensivstationen der Krankenhäuser in der Region Hannover?

 

d) In welchen Senioren- und Pflegeheimen und zu welchem Zeitpunkt wurde seit März 2020 vor Ort die Einhaltung der Hygiene- und Infektionsschutzregeln durch die zuständige Aufsichtsbehörde überprüft?

 

e) Wurden in Senioren- und Pflegeheimen in der Region Hannover seit dem Ausbruch der Pandemie im Frühjahr 2020 durch die zuständige Aufsichtsbehörde Hygienemängel festgestellt? Wenn ja, gibt es gesicherte Erkenntnisse, dass diese mittlerweile abgestellt wurden?

 

f) Welche Senioren- und Pflegeheime wurden vor der Corona-Pandemie wie oft angemeldet und unangemeldet überwacht? Wie viele Personen der Aufsicht waren an der jeweiligen Überwachung beteiligt und wie viele Stunden hat die Überwachung durchschnittlich gedauert? Wurden dabei durch die zuständige Aufsichtsbehörde auch Kontrollen in Bezug auf die Einhaltung der Hygienestandards durchgeführt oder erfolgten solche nur bei konkreten Anhaltspunkten? 

 

g) Wie bewertet die Regionsverwaltung die Umsetzung der Hygiene-, Infektionsschutz- und Testkonzepte der Senioren- und Pflegeheime und wie wird in der aktuellen Situation deren Einhaltung verlässlich überprüft?

 

2. Corona-Todesfälle von Pflegeheimbewohnern

Der Gesundheitsexperte Prof. Dr. Karl Lauterbach äußerte am 15.01.2021 öffentlich den schwerwiegenden Verdacht, dass an Covid-19 erkrankte Pflegeheimbewohner häufig nicht mehr in Krankenhäusern intensivmedizinisch behandelt werden und eine verdeckte Triage angewendet wird. Aus der aktuellen Statistik des Robert-Koch-Instituts werde deutlich, dass rund zwei Drittel der Corona-Verstorbenen nicht auf einer Intensivstation gestorben seien, sondern in einem Pflegeheim. Das könnte darauf hindeuten, dass vor Ort in den Pflegheimen in einer Art Triage entschieden würde, schwer erkrankte Hochbetagte nicht mehr in ein Krankenhaus zu bringen.

Kann die Regionsverwaltung ausschließen, dass es zu der von Prof. Dr. Lauterbach vermuteten „Vor-Triage“ in den Pflegeheimen der Region Hannover durch Pflegeheimleitungen/Ärzte kommt, um die Intensivstationen der Krankenhäuser zu entlasten?

 

Mit freundlichen Grüßen                                                         f.d.R.

 

gez. Bernward Schlossarek                                          

-Regionsabgeordneter-         

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4139 (IV) AaA Antwort der Regionsverwaltung zur o.g. Anfrage
4139 Corona-Hotspot Pflegeheim AaA.pdf
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