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Sehr geehrter Herr Jagau,
vor einem Jahr startete in Gehrden ein Carsharing-Projekt. Wer kein eigenes Fahrzeug hat, kann sich Autos teilen und kostengünstig mieten. Nun zeigen die Nutzungszahlen, dass es kaum Interesse an diesem Angebot gibt.
Folgender Presseartikel wurde zu diesem Thema in der HAZ am 28.05.2020 mit dem Titel „Ein Jahr Car-Sharing in Gehrden: Warum nutzen so wenige Bürger die Leihwagen?“ veröffentlicht:
„Es klingt nach einer guten Idee: Bürger können sich kostengünstig Autos teilen. Die vermeintlichen Vorteile: keine Anschaffungskosten für ein eigenes Auto, keine Ausgaben für Steuern, Versicherung und Instandhaltung. Die Leihautos, ein Opel Astra sowie drei Ford Fiesta, parken vor dem Rathaus. Dort müssten sie abgeholt werden, und los geht es – zumindest werktags ab 15 Uhr und am Wochenende.
Doch die Nachfrage fällt bisher ziemlich mäßig aus. Zwar werden die Fahrzeuge des von der Region unterstützten Car-Sharing-Projekts bewegt, aber nahezu ausschließlich von den Mitarbeitern der Stadtverwaltung. Privatpersonen setzen sich so gut wie nie ans Lenkrad der bereitstehenden Autos.
Vor einem Jahr hat Flinkster, die Carsharing-Marke der Deutschen Bahn Connect GmbH, sein Angebot in Gehrden gestartet. Es wurde 2019 auf Betreiben der Region Hannover in den Umlandkommunen Gehrden, Neustadt, Burgwedel und Springe eingerichtet. Um eine wirtschaftliche Nutzung von vornherein sicherzustellen, sollten die Fahrzeuge tagsüber (bis 15 Uhr) exklusiv von Verwaltungsmitarbeitern der Stadt genutzt werden. Die Verwaltung sichert in dem Modell als sogenannter Ankerkunde die notwendige Mindestauslastung. Nach Dienstende stehen die Autos allen Bürgern zur Verfügung.
Doch die nutzen die Möglichkeit kaum. Das zeigt eine Zwischenbilanz der Region mehr als deutlich. Demnach beträgt die bisherige Auslastung bei Dienstfahrten im Durchschnitt nicht mehr als 10 Prozent. 25 Prozent Belegung sind aber nötig, um das Modell wirtschaftlich zu betreiben. Die Auslastung durch Privatleute nach 15 Uhr beträgt sogar lediglich 2 Prozent. Die Zahlen sind ein Mittelwert aus den fünf an dem Angebot beteiligten Kommunen.
Gehrdens Klimaschutzmanagerin Kira Janotta malt sogar ein noch düsteres Bild für die Burgbergstadt. Zwar würden die aktuellen Daten nicht vorlegen, aber bei einer jüngsten Berechnung lag die Auslastung der Flinkster-Fahrzeuge bei 0,5 Prozent. Bei der Suche nach Gründen tut sich Janotta schwer. Möglicherweise sei das Angebot noch zu unbekannt, mutmaßt sie. Zudem besitzen die meisten Bürger eigene Fahrzeuge. Ein weiteres Hemmnis: Das Auto muss, nachdem es benutzt wurde, am Rathaus abgestellt werden. „Das Fahrzeug darf nicht mit nach Hause genommen werden“, erklärt Janotta.
Laut Janotta wäre das Angebot attraktiver, wenn es sich um E-Autos handeln würde. „Ich habe immer wieder Anfragen“, sagt sie. Auf jeden Fall will die Region im Zusammenspiel mit den Kommunen das Car-Sharing-Projekt mehr in die Öffentlichkeit tragen.
Darüber hinaus hat die Region in ihrem Bericht die Städte aufgefordert, die Fahrzeuge so zu nutzen, dass Verwaltungsmitarbeiter im Dienst möglichst vollständig auf ihre Privatfahrzeuge verzichten können. Die Region will außerdem mit einer Werbekampagne Bürger anregen, die Flinkster-Flotte zu buchen“.
Vor diesem Hintergrund frage ich:
1. Car-Sharing in Gehrden
1.1. Warum fällt aus Sicht der Verwaltung die Nachfrage für das Car-Sharing-Projekt bisher so mäßig aus?
1.2. Warum beträgt die bisherige Auslastung bei Dienstfahrten im Durchschnitt nicht mehr als zehn Prozent? Wie werden die anderen Dienstfahrten abgewickelt? Wie ist die Nutzung und Auslastung der Fahrzeuge (Zeitraum, Personen, Kilometer, eventuell Länge der Strecken)?
1.3. Warum beträgt die Auslastung durch Privatleute nach 15 Uhr nur zwei Prozent (Anzahl der Fahrten und Personen)?
2. Car-Sharing in den Umlandkommunen Neustadt, Burgwedel und Springe
2.1. Wie ist die Nutzung und Auslastung der Fahrzeuge in Neustadt, Burgwedel und Springe (Zeitraum, Personen, Kilometer, eventuell Länge der Strecken)?
2.2. Hält die Verwaltung es für sinnvoll, Car-Sharing in Mittelstädten der Region weiter zu fördern? Falls ja, in welcher Art und Weise und mit welchen finanziellen Mitteln?
2.3. Ist die schlechte Auslastung der Fahrzeuge mit der aktuellen Werbekampagne zu begründen?
2.4. Wie hoch sind die Gesamtkosten der Region Hannover für das bisherige Car-Sharing-Projekt?
2.5. Wie hoch sind die Kosten für die von der Verwaltung zusätzlich angekündigte Marketingkampagne?
2.6. Besteht aus Sicht der Verwaltung ein Zusammenhang zwischen der Einwohnerzahl einer Stadt und dem Erfolg von Car-Sharing?
3. Mietfahrzeuge von Stadtmobil
3.1. Auf dem regionseigenen Parkplatz stehen seit längerem zwei Mietfahrzeuge von Stadtmobil: Wie ist die Nutzung und Auslastung der Stadtmobil-Fahrzeuge durch das Regionspersonal (Zeitraum, Personen, Kilometer, eventuell Länge der Strecken)?
3.2. Besteht die Absicht, den regionseigenen Unternehmen Stadtmobil-Fahrzeuge zur Verfügung zu stellen?
Mit freundlichen Grüßen
Eberhard Wicke
Regionsabgeordneter