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Sehr geehrter Herr Jagau,
der Berichterstattung der HAZ vom 28.04.2016 war unter der Überschrift „Was sich in den Kliniken ändern muss – Konsequenzen aus Todespfleger-Skandal: Ausschuss rät zu mehr Kontrolle, mehr Transparenz, mehr Personal“ zu entnehmen: …„Ein im Februar 2015 gegründeter Sonderausschuss des Landtags ist der Frage nachgegangen, was alles nötig ist, um mehr Sicherheit für Patienten zu erreichen. Gestern legte das Gremium seinen Abschlussbericht vor, das sowohl Kliniken als auch Politik und sogar Angehörige in die Pflicht nimmt. Die Empfehlungen in dem 45 Seiten starken Dokument zielen sowohl auf mehr Kontrollen und größere Aufmerksamkeit in den Kliniken als auch auf bessere Schulungen und eine bessere Betreuung. Nach Auffassung des Gremiums muss in Niedersachsens Kliniken in folgenden Punkten nachgebessert werden:
Auf jeder Klinikstation sollte ein Stationsapotheker benannt werden, der über die Ausgabe von Medikamenten wacht. Damit soll verhindert werden, dass ein auffälliger Anstieg beim Verbrauch von Herzmedikamenten, die zur Tötung von Patienten genutzt werden könnten, unbemerkt bleiben. Darüber hinaus soll in jeder Klinik ein anonymes Fehlermeldesystem etabliert werden, in dem Mitarbeiter als „Whistleblower“ Probleme und Missstände anzeigen können. Das gebe es derzeit nur in etwa 50 Prozent der Kliniken, so der Bericht.
Pflegerinnen und Pfleger sollen bereits während der Ausbildung psychologisch geschult werden, um später Überforderung und Depressionen im Beruf besser begegnen zu können. Auch während des Berufs sollen Pflegekräfte regelmäßig geschult und in Gesprächen auf ihren psychologischen Zustand befragt werden. Der Bericht empfiehlt aber auch, die Personaldichte auf den Stationen zu erhöhen. „In weiten Teilen des Gesundheitswesens herrscht ein resignatives Arbeitsklima, das die Patientensicherheit gefährdet“, heißt es in dem Bericht. Die Personalsituation müsse verbessert werden, Krankenhäuser dürften „nicht wie rein kommerzielle Unternehmen geführt werden“. Kliniken sollen darüber hinaus Morbiditätsstatistiken führen, um ein ungewöhnliches Ansteigen von Todesraten schneller zu bemerken. Zudem soll die Leichenschau professionalisiert werden. In begründeten Verdachtsfällen sollen Angehörige nicht mehr die Möglichkeit haben, eine Obduktion des Leichnams zu untersagen. „Das wichtigste Ziel ist es, in den Krankenhäusern eine Kultur des Achtens zu entwickeln“, sagte der Ausschussvorsitzende Christian Calderone. Thela Wernstedt (SPD) forderte, die Pflege personell aufzustocken.“
Vor dem Hintergrund fragen wir:
1. Sind auf den Stationen der Kliniken des KRH Mitarbeiterinnen/ Mitarbeiter als sogenannte „Apotheker“ benannt, die die Ausgabe von Medikamenten überwachen? Wenn ja, wie viele Mitarbeiterinnen/Mitarbeiter sind an welchen Standorten und auf welchen Stationen dafür zuständig?
2. Für den Fall, dass es bisher keine zuständige Person auf den Stationen gibt: Welche Überlegungen und Maßnahmeplanungen gibt es seitens des Klinikums, um eine Überwachung des Medikamentenverbrauchs sicher zu stellen? Wie wird derzeit sichergestellt, dass ein auffälliger Verbrauch von (Herz)Medikamenten nicht unbemerkt bleibt?
3. Gibt es in den Krankenhäusern der KRH GmbH ein anonymes Fehlermeldesystem, in dem die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Probleme und Missstände anzeigen können? Falls ja, in welcher Form, und wie sieht die Inanspruchnahme des Systems aus? Welches waren die häufigsten Probleme oder Missstände, auf die hingewiesen wurde? Wie wird mit entsprechenden Hinweisen verfahren? Ist für den Fall, dass bisher kein anonymes Fehler-meldesystem existiert, beabsichtigt, ein entsprechendes System zu etablieren?
4. Werden die Auszubildenden im Ausbildungszentrum der Gesundheits- und Krankenpflege des Klinikums psychologisch geschult, um später Überforderung und Depressionen im Be-ruf besser begegnen zu können? Sofern bisher keine psychologische Schulung erfolgt, sind zukünftig entsprechende Maßnahmen beabsichtigt? Falls nein, warum nicht?
5. Werden die im Klinikum beschäftigten Pflegekräfte regelmäßig geschult und auf ihren psychologischen Zustand befragt? Falls nein, warum nicht?
6. Wird in den Krankenhäusern des Klinikums eine Morbiditätsstatistik geführt, um ein ungewöhnliches Ansteigen von Todesraten schneller zu erfassen? Für den Fall, dass entsprechende Statistiken bisher nicht geführt werden, ist geplant diese künftig einzuführen? Falls nein, warum nicht?
7. In dem Bericht des Sonderausschusses des Niedersächsische Landtages wird auch empfohlen, die Personaldichte auf den Stationen zu erhöhen, und Frau Wernstedt, MdL, fordert, die Pflege personell aufzustocken. Gibt es angesichts der Vorkommnisse im Klinikum Delmenhorst entsprechende Überlegungen im Klinikum, u. a mehr Personal auf den Stationen einzusetzen, um die im Bericht des Sonderausschusses des Niedersächsischen Landtages aufgeführten Empfehlungen umzusetzen?
Mit freundlichen Grüßen f.d.R.
Bernward Schlossarek Susanne Lieberum
-Fraktionsvorsitzender- -Referentin-