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Sehr geehrter Herr Jagau,
der Berichterstattung der HAZ am 7. April 2015 war unter der Überschrift „Kein Klinikbett frei – Patient muss nach Alfeld“ zu entnehmen, dass ein ein 81-jähriger Patient mitten in der Nacht ins 55 Kilometer entfernte Alfeld verlegt werden musste, weil in der Landeshauptstadt Hannover kein Klinikbett frei war.
Der Berichterstattung der HAZ kann in diesem Kontext das Folgende entnommen werden: „Die Engpässe in den Notaufnahmen der hannoverschen Krankenhäuser nehmen immer dramatischere Formen an. Jetzt musste ein 81 Jahre alter Hannoveraner mitten in der Nacht im Rettungswagen ins Alfelder Krankenhaus gebracht werden – im südlichen Landkreis Hildesheim. In Hannover war keines der 7.000 Klinikbetten mehr für ihn frei. Vor rund zwei Wochen war Lieselotte K. aus der List mit ihrem Mann Gerhard zur Hausärztin gegangen, weil dieser starke Schmerzen in der Brust hatte. Die Ärztin zögerte nicht lange und schickte den Patienten, der auch an den Blutgefäßen erkrankt ist, mit Verdacht auf eine Lungenentzündung in die Klinik Clementinenhaus. Dort kam das Ehepaar gegen 16 Uhr an, berichtet K.. Am Abend, kurz vor 22 Uhr, sagte die Krankenhausärztin nach einigen Untersuchungen, dass der 81-Jährige wegen einer Lungenentzündung im Krankenhaus bleiben müsse. Daraufhin machte sich seine Ehefrau allein auf den Heimweg. Um Mitternacht rief die Klinik bei ihr an, sie solle eine Tasche mit den nötigsten Sachen für ihren Mann packen, weil er nach Alfeld gebracht werden müsse. In Hannover gebe es kein freies Bett. Gegen 3 Uhr rief Gerhard K. bei seiner Frau an, dass er im Alfelder Krankenhaus angekommen sei. „Das ist eine Katastrophe“, sagt Lieselotte K. „Es kann doch nicht sein, dass in dieser Stadt kein Krankenhausbett frei ist“, meint sie. Stattdessen müsse ein Schwerkranker in eine Klinik gebracht werden, die „fast am Ende der Welt“ liege, sagt die Rentnerin. Die Verlegung in die rund 55 Kilometer entfernte Kleinstadt hatte für die Rentnerin weitreichende Folgen. Eine Woche, bis zur Entlassung ihres Ehemannes, war die Hannoveranerin jeden Tag fünf Stunden mit Stadtbahn, Zug und Bus ins Alfelder Krankenhaus unterwegs, um schließlich jeweils eine Dreiviertelstunde am Krankenbett ihre Mannes zu verbringen. Die Geschäftsführerin des Clementinenhauses, Birgit Huber, bedauert den Vorfall außerordentlich. An dem entsprechenden Tag sei in der Notaufnahme der Klinik außergewöhnlich viel los gewesen, berichtet sie. Das Einzelzimmer, das für Gerhard K. vorgesehen war, wurde für einen später hinzukommenden Patienten mit Verdacht auf eine hochansteckende Hirnhautentzündung benötigt. Alle anderen Betten im Clementinenhaus seien belegt gewesen, berichtet Huber. Versuche, den Patienten mit der Hirnhautentzündung oder K. in einer anderen Klinik in Hannover oder im Umland unterzubringen, seien gescheitert, weil die entsprechenden Betten an diesem Abend komplett belegt gewesen seien. In den vergangenen Monaten hatte es immer wieder Probleme mit abgemeldeten Kliniken gegeben – vor allem die internistischen und neurologischen Abteilungen hatten wegen Überbelegung oftmals keine Patienten mehr aufgenommen. In einem solchen Fall entscheidet dann die Einsatzleitstelle der Feuerwehr über die Verlegung – wenn es sein muss nach Alfeld. Für Notfallpatienten gelten andere Regeln. Sie müssen aufgenommen werden – wie der Patient mit dem Verdacht auf Hirnhautentzündung im Clementinenhaus.“
Vor diesem Hintergund bitte ich um Beantwortung folgender Fragen:
1. Hat es nach Kenntnis der Regionsverwaltung eine vergleichbare Situation seit dem 7. April 2015 wieder gegeben?
2. Wie oft wurden seit 2005 Patienten aufgrund von Abmeldung von Notaufnahmen und Fachabteilungen in Krankenhäuser außerhalb des Regionsgebiets (z. B. Nienburg, Celle, Hildesheim, Schaumburg) eingeliefert?
3. Welche Krankenhäuser in welchen Orten wurden seit 2005 aufgrund von Abmeldung von Notaufnahmen und Fachabteilungen in der Region Hannover in Krankenhäuser außerhalb des Regionsgebiets (z. B. Nienburg, Celle, Hildesheim, Schaumburg) von den Rettungsdiensten angesteuert?
4. Welches ist die maximale Entfernung, die ein Rettungs- bzw. Krankentransport seit 2005 bei o.g. Rahmenbdingungen zurückgelegt hat, um ein adäquates Krankenhaus zu erreichen?
5. Was ist die Folge für die Krankentransporte außerhalb der Region: Wie lange dauerten die Transporte in die Krankenhäuser außerhalb der Region? Verfügen die Rettungsdienste in der Region Hannover für so lange Wege wie nach Alfeld über ausreichende Kapazitäten? Kann die Regionsverwaltung ausschließen, dass infolge dieser unverhältnismäßig weiten Entfernungen der Notfall-Krankentransporte außerhalb der Region und damit verlängerten Rettungszeiten die betroffenen Patientinnen und Patienten keinen gesundheitlichen Schaden erlitten haben?
6. Warum konnten die Krankenhäuser bei dem o.g. Fall keinen höheren Beitrag zur Notfallversorgung in der Region Hannover leisten, um einen Krankentransport nach Alfeld zu verhindern?
7. Sind die Krankenhäuser außerhalb des Regionsgebietes in der Lage, die Engpässe in der Notfallversorgung und einzelner Fachabteilungen in den Krankenhäusern der Region Hannover aufzufangen?
Mit freundlichen Grüßen f.d.R.
gez. Bernward Schlossarek Jens Schlayer
-Fraktionsvorsitzender- -Fraktionsgeschäftsführer-