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31.08.2009
Anfrage gem. § 8 Abs. 3 der Geschäftsordnung zur schriftlichen Beantwortung
Akustische Probleme und mangelnder Sonnenschutz an der BBS Multi Media
Sehr geehrter Herr Jagau,
die Schulinspektion besuchte im Januar 2008 die BBS Multi Media auf der Expo Plaza in Hannover. In dem Abschlussbericht stellt die Schulinspektion am 08.04.2008 auf Seite 7 fest: „Sowohl Größe als auch Anzahl der vorhandenen Räume sind entsprechend den pädagogischen und organisatorischen Vorstellungen der Schule nicht ausreichend. Die geplante Schülerbibliothek sowie einige Laborräume mussten in der Vergangenheit zu Klassenräumen zurückgebaut werden, fensterlose Kellerräume werden für regulären Unterricht genutzt. Um einen geregelten Schulbetrieb sicher zu stellen, wurden kurzfristig auf Kosten des Schulbudgets Zusatzräume angemietet.“ Weiter heißt es auf Seite 8:„Im Sommer muss aufgrund starker Aufheizung der Räume Unterricht verlegt werden, bzw. dann aufgrund der Raumknappheit ausfallen. Durch die Glaskonstruktion sind die Räume sehr hell, dies führt bei fehlendem Blendschutz zu Spiegelungen auf den Bildschirmen. Teilweise ist die Arbeit nicht möglich. Die akustischen Bedingungen sind – auch aufgrund der durch technische Geräte verursachten Geräusche – in vielen Räumen ungünstig; insbesondere im Veranstaltungszentrum kommt es zu deutlich wahrnehmbaren Halleffekten.“
Vor diesem Hintergrund frage ich die Verwaltung:
1. Baufehler
a) Das ehemalige EXPO-Bürogebäude ist bis zum Jahr 2017 angemietet worden.
Wie hoch belaufen sich die Mietkosten für die gesamte Mietdauer?
b) Wie hoch waren die Umbaukosten, um dieses EXPO-Bürogebäude in eine Schule
zu verwandeln?
c) Wie hoch waren die bisherigen Investitionen/Instandhaltungsaufwendungen in
das ehemalige Bürogebäude in der bisherigen Mietdauer?
d) Welche Haltung hatte die Bezirksregierung gegenüber der geplanten Umwandlung
des EXPO-Bürogebäudes in ein Schulgebäude? Wurden Baufehler
(u. a. Raumakustik, Glasflächen) festgestellt? Wurden Auflagen zur Nutzung als
Schulgebäude und ggf. zur Abstellung dieser Baufehler erlassen?
2. Raumnot
a) Wie sieht die Entwicklung der Schülerzahl an der BBS Multi Media seit ihrer
Gründung 2001 aus?
b) Liegt der Regionsverwaltung ein Entwicklungsplan für die BBS Multi Media vor,
aus dem ein perspektivischer Raumbedarf abzuleiten ist?
c) Wie viele „fensterlose Kellerräume“ werden als reguläre Unterrichtsräume
eingesetzt? Herrschen beengende Platzverhältnisse? Ist für jeden
Schülerarbeitsplatz eine ausreichende Grundfläche und ein ausreichender
Luftraum vorhanden (durchschnittliches Luftvolumen pro Schüler nach dem:
„Leitfaden für Innenraumlufthygiene in Schulen“ des Umweltbundesamtes ist 5 m³
entspr. etwa 1,5 m²)? Ist durch lufttechnische Anlagen eine ausreichende Lüftung
der Klassenräume gewährleistet?
d) In der Informationsdrucksache II 54/2008 vom 11.02.2008 zu den Raumkapazitäten in der Multi Media BBS erklärte die Regionsverwaltung die Lösungsstrategien zur Behebung der akuten Raumnot im
Schuljahr 2008/2009 wie folgt: „Mit Blick auf die Raumüberhänge im gesamten Berufsschulbereich sowie die angespannte Finanzlage sind weitere Anmietungen von Schulraum kontraproduktiv. Aus Sicht
der Verwaltung kommen nur organisatorische Maßnahmen zur Verbesserung der Raumsituation am Standort Expo Plaza in Betracht. Zur Entlastung der Multi-Media-BBS wären beispielsweise verstärkte
Kooperationen mit anderen Schulen, die Einrichtung einer Außenstelle oder die Abgabe von Bildungsgängen denkbar, die im Regionsgebiet mehrfach beschult werden. Abschließend ist festzustellen,
dass die Multi-Media-BBS wegen einer räumlichen Entlastung offiziell bei der Verwaltung bisher nicht vorstellig geworden ist.“
Vor dem Hintergrund der Aussagen der Informationsdrucksache II 54/2008 vom 11.02.2008 und dem Abschlussbericht der Schulinspektion vom 08.04.2008 ist daher zu fragen: Welche dieser konkreten
Maßnahmen hat die Regionsverwaltung im Bereich der Raumprobleme unternommen, um das von der Schulinspektion attestierte Raumdefizit auszugleichen?
3. Mangelnder Sonnenschutz
a) Wie viele Fenster in Unterrichtsräumen haben keinen ausreichenden Sonnen- bzw.
Blendschutz? Wie viele Unterrichtsräume sind von diesem Problem betroffen?
b) Wie hoch ist der Unterrichtsausfall in den Sommermonaten aufgrund
mangelhaftem Sonnen- bzw. Blendschutzes?
c) Welche Maßnahmen hat die Regionsverwaltung von 2001 bis 2008 im Bereich
Sonnenschutz unternommen? Wie hoch war der Investitionskostenaufwand, um die Glasfassaden des ehemaligen EXPO-Bürogebäudes mit Sonnenschutz zu
versehen?
d) Welche konkreten Maßnahmen hat die Regionsverwaltung im Bereich des
Sonnenschutzes seit 2008 unternommen, um die von der Schulinspektion
festgestellten Beeinträchtigungen des regulären Unterrichts abzustellen?
4. Raumakustische Sanierung
Die Unfallverhütungsvorschrift „Schulen“, Normen für die Gestaltung von Unterrichtsräumen (Bek. d. MK vom 05.03.2004 - AZ 202 - 40 182/1-2) zählt die DIN 18041 (Hörsamkeit in kleinen bis
mittelgroßen Räumen) zu Normen, die von besonderer Bedeutung für die Gestaltung von Unterrichtsräumen ist. Der DIN 18041 zufolge, sollte die Nachhallzeit in einem durchschnittlich großen
Unterrichtsraum etwa 0,5 s betragen. Die Erfahrungen zeigen jedoch, dass dieser Wert in vielen Schulräumen deutlich überschritten wird und nicht selten über jenem Lärmpegel liegt, der für
industrielle Arbeitsplätze verboten ist. Überlange Nachhallzeiten führen zu einer schlechten Sprachverständlichkeit und bewirken eine Erhöhung des in einem Klassenzimmer herrschenden
Grundgeräuschpegels. Unter den hohen Belastungswerten sind entspanntes Lernen, Lehren und Kommunizieren nicht mehr möglich, und Beeinträchtigungen der mentalen Leistungsfähigkeit sind zu
erwarten.
a) Beklagen sich die Lehrkräfte über schlechte akustische Verhältnisse in den
Klassenräumen? Sind Lehrkräfte bedingt durch die mangelhafte Raumakustik zu
Hörschäden gekommen?
b) Beträgt der Schallpegel in Unterrichtsräumen höchstens 70 dB (A)?
c) Befinden sich mindestens an Decken und Wänden schallabsorbierende,
hallmindernde Materialien? Sind die Arbeitsräume so gestaltet, dass
Schallentstehung nach den Regeln der Lärmminderung vermindert wird?
d) Welche konkreten Maßnahmen hat die Regionsverwaltung im Bereich der
Raumakustik seit 2008 unternommen, um die von der Schulinspektion
festgestellten Beeinträchtigungen des regulären Unterrichts abzustellen und um die
Nachhallzeit zu reduzieren? Wie hoch ist der Investitionskostenaufwand, um die
Räume des ehemaligen EXPO-Bürogebäudes akustisch zu sanieren?
Mit freundlichen
Grüßen
f.d.R.
gez. Bernward
Schlossarek
Gerhard Rösser